Ich wollte niemals Mensch sein.
Figur reicht völlig.
In ihrem Buch arbeitet die Autorin mit Text- und Bildmaterial, welches sie über die Jahre 2009 bis 2019 mithilfe der Plattformen Twitter, Facebook und Instagram produzierte und immer wieder re-arrangierte. Die Sammlung besteht aus Beschreibungen von Begegnungen, Gedankengängen und aphoristischen Bemerkungen und wird begleitet von elf Fotografien der Künstlerin. Berger enwirft eine pandämonische Rückschau, die sich chronologisch von der Gegenwart in die Vergangenheit arbeitet, und zieht ihre Leser_innen in einen Zustand permanenter Ruhe vor dem Sturm. Mehrere Themen umschlingen und durchdringen sich im Verlauf des Werkes: Körper, Sexualität und Geschlecht, Beziehungen und Verantwortung, Drogen, Ver- und Zerfall, Sehnsüchte und Utopien des erzählenden Ichs. Nicht zuletzt Sprache und das Schreiben selbst werden durch die Autorin immer wieder kritisch in den Blick genommen.
Eine ehrliche Radikalität, die völlig überzeugt. Eine Sammlung von Kurztexten, die zusammen einen Raum beschreiben, in dem weibliche Körper heute Beziehungen ausleben. Mit einem gewissen Witz und erstaunlicher Radikalität beschreibt Berger moderne Daseinsformen. Sie ironisiert und pathologisiert die Selbsterzählung, die soziale Medien hervorgebracht haben. Das funktioniere literarisch in „bitte öffnet den Vorhang“ sehr gut. Berger kreiert in diesem Buch eine übersteigerte Kunstfigur, ein Erzähler_innen-Ich, welches schon konzeptionell, in Verbindung mit ihren Aktfotos und in Form einer radikalen Selbstentblößung, im Ganzen genommen die Selbstdarstellung, die in unseren Social Medias heute passieren, ironisiert und auf die Spitze treibt, die das Krankhafte des Ganzen zeigen. (David Wagner, rbb Literaturagenten)
SONNENBRAND
Reihe für Autofiktionen
Herausgegeben von Marc Degens
Band 2